Reflexion zum Seminar: Ich arbeite, also bin ich? Eine Philosophie der Arbeit. (WS19/20)

Gerne wird die Philosophie in den Elfenbeinturm verwiesen, wodurch ihr ein nennenswerter Beitrag zu aktuellen Debatten und gesellschaftlichen Gestaltungsfragen abgesprochen wird. Dieses Verdrängen philosophischer Einwände folgt derweil vermutlich mindestens zweierlei Impulsen, deren man externe wie interne Motivationen zuschreiben kann: Zum einen ist der Philosoph oder die Philosophin oftmals von zweifelhafter Kritikernatur und daher als Berater*in in praktischen Belangen mit unmittelbarem Ergebnisdruck nicht erste Wahl. Zu groß scheint doch der Hang der Pedanterie und das Faible für Henne-Ei-Debatten. Zum anderen mögen sich auch interne Motivatoren dafür verantwortlich zeichnen, dass die Philosophie als Musterbewohner*in des Elfenbeinturms gilt; so kann sie theoretisieren und die Konfrontation mit der Praxis – ganz im Sinne einer Mutter der Wissenschaften – den anderen wissenschaftlichen Disziplinen überlassen. In diesem Seminar sollte gezielt mit den Vorurteilen der Weltfremdheit gebrochen werden, weshalb jede/r im Seminarkontext gelesene Autor/in in ein fiktives Gespräch zum gesellschaftlichen Ist-Zustand der Arbeitsmärkte verwickelt wurde. 

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Eine Stellungnahme zum Stellungbeziehen: Wer den Pluralismus will, muss für ihn streiten!

Als die Psychoanalytikerin und Psychologin Else Frenkel-Brunswik 1949 den Begriff der Ambiguitätstoleranz definierte[i], war weder die Höcke-AfD noch Covid-19 in Deutschland ein Thema. Was sie sich in ihren Studien anschaute, war vielmehr das menschliche Unvermögen, Uneindeutigkeiten zu ertragen. Menschen sind stets mit uneindeutigen Interpretationsfeldern konfrontiert, welche sie dazu nötigen, in Eigenregie die Welt zu klären, zu ordnen und zu sichten. Ist mein Gegenüber müde oder zornig, traurig oder schmerzerfüllt? Das menschliche Leben ist stets durch ambige Ungewissheit herausgefordert und somit angestrengt von der Uneindeutigkeit und dadurch motiviert, Eindeutigkeit schaffen zu wollen.

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Zur moralischen Verantwortung von Bauingenieuren

Das Zusammenspiel der wissenschaftlichen Disziplinen Philosophie und Ingenieurswissenschaften erscheint im ersten Moment etwas ungewöhnlich und bildet auch tatsächlich selten eine Einheit in Personalunion. Dies ist erstaunlich, da es doch auf der Hand liegt, dass in diesem Fall eine spannende Verquickung ethischer Reflexionsfähigkeit und gleichsam unbedingter Praxisverbundenheit zu erwarten ist. Dr.-Ing. Michael Scheffler, Bauingenieur und Philosoph aus Kassel, bedient genau diesen Anspruch.

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