Problemskizze zu einer kritischen Theorie der Digitalisierung

„Die Universität ist der Ort, an dem die Erinnerung ans Menschliche bewahrt und das Menschliche mit allen ihren Möglichkeiten lebendig erhalten werden soll.“[i] Diese Worte sind der von Max Horkheimer im Sommersemester 1952 gehaltenen Rede zur Begrüßung der Erstsemester an der Goethe-Universität Frankfurt entnommen. Horkheimer plädiert für eine Form universitärer Bildung, die über das bloße Konsumieren, Reproduzieren und Hinnehmen von Wissen hinausgeht und einen aktiven Prozess des Denkens meint, der dazu befähigt, „der Welt, wie sie ist, Widerstand leisten (zu) können“[ii]. In der folgenden Skizze werde ich mich dem Verhältnis von Digitalisierung und Universität aus Sicht der Kritischen Theorie widmen. Dabei werde ich insbesondere darauf eingehen, inwiefern durch die Digitalisierung Bildung in dem von Horkheimer gemeinten Sinn befördert beziehungsweise behindert wird.

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Stellung beziehen, oder: Wider die neoliberale Okkupation der Bildung!

Habe Mut, Dich deines eigenen Verstandes zu bedienen und von der Vernunft öffentlich Gebrauch zu machen! Die Problematik des Stellungbeziehens, so könnte Mensch in Anlehnung an die von Immanuel Kant verkündeten Worte aus seiner legendären Schrift Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung [i] (1783) geneigt sein zu sagen, gehört zum ursprunghaften Kernanliegen einer aufklärerischen Philosophie, die ihr Interesse an politischer Mündigkeit, kollektiver Selbstbestimmung und sozialer Emanzipation öffentlich einklagt und damit die gesellschaftlichen Lebensverhältnisse zum Tanzen bringt. Ein Rückblick auf die philosophischen Klassiker erweist sich als gewinnbringend, um Klarheit darüber zu erlangen, was es mit der Rede vom Stellung beziehen in Zeiten eines weltweit aufblühenden Rechtspopulismus und der neuesten Skandale von Polizeigewalt, Racial Profiling und Rassismus eigentlich auf sich hat und welcher demokratische Gebrauchswert kritischem, eingreifenden Denken zugestanden werden muss.

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Seminareindrücke: „Krisenexperimente. Eine ‚dirty method‘ zwischen Wissenschaft, Kunst und (politischer) Bildung“

Vom morgendlichen Aufstehen über Gespräche mit Freund*innen bis hin zu unserem Kleidungsstil – Routinen prägen unser Alltagshandeln, meist ohne, dass wir es bewusst wahrnehmen. In einer Art Automatismus ziehen so ganze Arbeitstage scheinbar ohne besondere Vorkommnisse an uns vorüber. Der US-amerikanische Soziologe Harold Garfinkel hat sich diesem Phänomen in seinen berühmt gewordenen Studien zu den Routinegrundlagen des Alltagshandelns[i] zugewandt und mit diesen gegen soziologische Perspektiven Stellung bezogen, die den Menschen implizit als urteilsunfähig darstellen.

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