Ein Brief an Paul Lafargue: Über den Aufbruch ins Reich der Freiheit (Teil II)

Lieber Kollege Lafargue, in einem ersten Brief vor wenigen Wochen berichtete ich Dir bereits von dem aktuellen Stand unserer Zeit und merkte an, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse eher düster rahmen. Heute möchte ich Dir weiter berichten und die Möglichkeiten aufzeigen, die dieses Zeitalter im Hinblick auf das Reich der Freiheit zu bieten hat.

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Ein Brief an Paul Lafargue: Über den Aufbruch ins Reich der Freiheit (Teil I)

Sehr geehrter Kollege Lafargue, über ein Jahrhundert ist nun seit deinem Tod vergangen, doch als Gesellschaft sind wir kaum ein Stück weiser – zumindest wenn es um solche allgemeinen Begriffe wie den der „Arbeit“ und den der „Faulheit“ geht. Dabei hattest Du vollkommen recht, als Du die pathogene „Liebe zur Arbeit“ in deinem Werk „Das Recht auf Faulheit“ kritisiert und angeklagt hast.[i] Der Arbeitsethos mit seinem Erwerbsgebot wird auch heute noch als ein Mittel der Herrschaft genutzt, um die Menschen in übermäßiger produktiver und entfremdender Arbeit zu halten – Ja, sie sogar dazu zu bringen sich unter einer „Sklavenmoral“[ii], gegenseitigem Zwang zu unterwerfen.[iii] Gleiches gilt im Gegenzug für den Begriff der Faulheit als Denunziation all derer, die sich eben nicht wie gewünscht dem entsprechenden System fügen.[iv]

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Über das Recht auf Faulheit: Ein Brief an Paul Lafargue

Sehr geehrter Kollege, geschätzter Freund, Ihre Kritik an der mit Idealisierung aufgeladenen Arbeitsmoral Ihrer Zeit hat auch heute noch nicht an Zugkraft eingebüßt. Ihre provokante Forderung, endlich ein Faulheitsrecht auszurufen, ernsthaft und aufrecht müßig zu gehen, und nicht mehr als drei Stunden täglich zu arbeiten[i], klingt noch immer lautstark nach. Dass dabei Müßiggang keineswegs eine unproduktive Tätigkeit ist, sollte selbstredend außer Frage stehen. Sollte…

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“It ́s better to burn out, than to fade away” – Warum akzelerationistische Perspektiven für die Frage nach zukünftiger Arbeit relevant sind

Es ist ein alter Menschheitstraum, dass die Technik dem Menschen die Arbeit abzunehmen in der Lage ist. Dieser Gedanke erlebte gerade in den Nachkriegsjahren des letztenJahrhunderts erneut Konjunktur und erfährt nicht zuletzt in der Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche einen ungeahnten neuen Aufschwung. Doch entgegen utopischer Gedankenspiele, dass ein Leben im aufgeklärten Kapitalismus mit deutlich reduzierter Arbeitszeit möglich sein wird, kristallisiert sich die bedrohliche Botschaft heraus, dass es der Mensch selbst ist, der immer stärker überflüssig zu werden scheint. Dabei bieten die neu entstehenden Freiräume eben nicht die von Idealisten erhofften Spielwiesen, die Raum bieten fürMüßiggang, Reflexion und Selbstverwirklichung. Im Gegenteil; ein immer härter werdender Konkurrenzkampf um das, was unter existenzsichernder Arbeit verstanden werden kann, zeigt sich in seiner ganzen Schärfe. Das nicht ganz neue, aber in seinem Ausmaß so nie dagewesene globale Kampffeld hört auf den Namen Zweckrationalisierung zum Ziele einer entfesselt scheinenden Kapitalakkumulation.

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Warum ist es wichtig, Arbeit ‚neu‘ zu denken?

„Die Arbeit im philosophischen Sinn erfasst alle Prozesse der bewussten schöpferischen Auseinandersetzung des Menschen. Sinngeber dieser Prozesse sind die selbstbestimmt und eigenverantwortlich handelnden Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Anschauungen im Rahmen der aktuellen Naturgegebenheiten und gesellschaftlichen Arbeitsbedingungen.” Dieser Definition der Online- Enzyklopädie Wikipedia kann ich mich voll anschließen. Sie umfasst all die Merkmale, die wir m.E. heute bzw. in Zukunft mit Arbeit verbinden sollten. Geschichtlich hat der Begriff Arbeit eine wechselhafte Gestalt. Der folgende Abriss soll dies kurzweilig verdeutlichen:

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Reflexion zum Seminar: Ich arbeite, also bin ich? Eine Philosophie der Arbeit. (WS19/20)

Gerne wird die Philosophie in den Elfenbeinturm verwiesen, wodurch ihr ein nennenswerter Beitrag zu aktuellen Debatten und gesellschaftlichen Gestaltungsfragen abgesprochen wird. Dieses Verdrängen philosophischer Einwände folgt derweil vermutlich mindestens zweierlei Impulsen, deren man externe wie interne Motivationen zuschreiben kann: Zum einen ist der Philosoph oder die Philosophin oftmals von zweifelhafter Kritikernatur und daher als Berater*in in praktischen Belangen mit unmittelbarem Ergebnisdruck nicht erste Wahl. Zu groß scheint doch der Hang der Pedanterie und das Faible für Henne-Ei-Debatten. Zum anderen mögen sich auch interne Motivatoren dafür verantwortlich zeichnen, dass die Philosophie als Musterbewohner*in des Elfenbeinturms gilt; so kann sie theoretisieren und die Konfrontation mit der Praxis – ganz im Sinne einer Mutter der Wissenschaften – den anderen wissenschaftlichen Disziplinen überlassen. In diesem Seminar sollte gezielt mit den Vorurteilen der Weltfremdheit gebrochen werden, weshalb jede/r im Seminarkontext gelesene Autor/in in ein fiktives Gespräch zum gesellschaftlichen Ist-Zustand der Arbeitsmärkte verwickelt wurde. 

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