Indem der Beitrag „Von Läusemenschen – Versuch einer metaanthropozentrischen Kantlektüre“ seine Thesen durch Collagen direkter Zitate Gestalt annehmen und dabei den Leser*innen Raum zur Entwicklung ihrer eigenen Lesart lässt, entspricht er nicht der gängigen akademischen Praxis, durch kommentierte Paraphrasierung eine bestimmte Lesart voranzutreiben. Meine Perspektive als Autor des Beitrages wird durch die Auswahl der Zitate, die dialektische Gliederung in drei Abschnitte („Anthropozentrismus“, „Postanthropozentrismus“ und „Metaanthropozentrismus“) sowie kurze Einordnungen zwar angedeutet, aber nicht ausbuchstabiert. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Schmälert die Montage als Collage die Wissenschaftlichkeit des Beitrages?
Kategorie: Hermeneutik & Dekonstruktion
Von Läusemenschen – Versuch einer metaanthropozentrischen Kantlektüre
„[…] aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden.“[1] Zu Beginn des großen Kantjahres, in dem sich die Geburt Immanuel Kants in Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, zum 300. Male jährt, soll hier gezeigt werden, wie das Werk dieses „bedeutenden Denkers“[2] (Hannah Arendt) einerseits klar anthropozentrisch geprägt ist, andererseits aber auch teilweise die spätere postmoderne, poststrukturalistische und posthumanistische Kritik am Anthropozentrismus vorwegnimmt und somit – so die These dieses Beitrages – einen Metaanthropozentrismus konstituiert.
Könnte Text sein: Ein Dialogversuch zwischen Ricœur und Neumeister
Könnte Köln sein heißt der experimentelle Hybrid aus Reisetagebuch und Architektur-Roman von Andreas Neumeister aus dem Jahr 2008. Der Konjunktiv im Titel ist der Schlüssel zu einer möglichen Lesart des Textes, die das Buch als Vorschlag auffasst. Als Vorschlag, das Medium des Textes selbst zu hinterfragen. Als Vorschlag, einmal ganz anders an das geschriebene Wort heranzugehen. Ausgehend von diesem Vorschlag und Paul Ricœurs „Was ist ein Text?“ will das vorliegende Essay in den Dialog mit beiden treten und herausfinden, was Könnte Köln sein vielleicht sagen möchte[1], was ein Text sein kann und was zwischen den Zeilen spürbar wird.
Elias Canetti – Der Dirigent
Das Wort Macht ist sehr ausdrucksstark und spielt eine große Rolle in der Geschichte, in gegenwärtigen politischen Systemen, sowie im Berufs- und Familienleben vieler Individuen. Häufig ist es jedoch schwierig objektiv zu differenzieren bis zu welchem Punkt Macht oder Autorität wichtig und zielführend sind, und ab wann diese gefährlich werden können.
Von Leitern und Teppichen – Überlegungen zum Prozess des Verstehens anhand Christa Wolfs „Leibhaftig”
Am Anfang ist da ein Text, aber was ist ein Text? Ein einfaches alltägliches Wort, das sich jedoch einer präzisen und allgemein anerkannten wissenschaftlichen Definition entzieht.[i] Natürlich: Buchstaben, Wörter, Sätze, Abschnitte, Kapitel – aber irgendwie ist ein Text am Ende immer mehr als die Summe seiner Teile. Theoretisch könnte ein Affe, wenn er nur unendlich viel Zeit hätte, zufällig alle Werke der Weltliteratur auf einer Schreibmaschine tippen, so heißt es.[ii] Doch würde diesen Werken tatsächlich die gleiche Qualität inne wohnen? Ist es die Intention, die am Ende aus unendlicher Variation etwas kreiert, das Sinn ergibt und Verstehen fordert?
Christa Wolfs „Leibhaftig“ – Gesellschaftskritik mal anders
Der Zugang zum Text: Inwieweit hat meine medizinische Voreingenommenheit mein Leseerlebnis beeinflusst? Ich frage dich: Kann eine examinierte Krankenpflegerin einen solchen Text objektiv lesen? Erst nachdem ich über den geschichtlichen und biographischen Hintergrund des Textes gestolpert bin, begann ich den Text anders zu verstehen oder überhaupt erst zu verstehen. Hier wohl eher Ricœur paraphrasiert[1]. Ich erzähle dir von meiner Reise über das erste Textverständnis hin zu einer eher objektiveren Interpretation. Ganz im Sinne Gadamers hermeneutischem Zirkel. Verstehen ändert und erweitert sich. Ich nehme dich mit auf meine Textreise. Meinst du mir wird dies gelingen?
Die Symphonie der Macht
Elias Canettis Hauptwerk „Masse und Macht” aus dem Jahre 1960 ist ein Ergebnis geformt aus Ereignissen und Erfahrungen, die ihn stark beeinflussten. Von 1905 bis 1994 erlebte er zwei Weltkriege, Aufstieg und Fall der Weimarer Republik und überlebte den Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft. Beide Titelbegriffe, also Masse wie auch Macht, spielen tragende Rollen in Canettis Auseinandersetzungen – die Masse, deren mitreißende Wirkung Canetti am eigenen Leib erfahren hatte, und die Macht totalitärer Herrscher, die ihn aus seiner Heimat Österreich fliehen ließ.
Solo oder Dreiklang?
Ein Orchester lebt. Das Miteinander verbindet einzelne Töne zu einer Melodie, einzelne Stimmen zu einer Partitur. Die Musik, die jedes Instrument erzeugt, kann für sich stehen, doch nur im Zusammenspiel wird daraus eine Komposition. Das Orchester illustriert, wie viele Teile ein neues Ganzes ergeben können. Dabei verschwimmen die Unterschiede der Instrumente nicht, sondern kontrastieren sich und verdeutlichen so, dass Ungleichheit nicht Gegensatz bedeuten muss.
Walter Benjamin: Das Taschentuch – Ein Essay
Unsere Welt wird zunehmend schneller, die Gesellschaft gestresster, Momente der Langeweile sterben aus – und damit auch das Geschichtenerzählen? Wir haben uns inhaltlich und strukturell mit dem Text „Das Taschentuch“ von Walter Bendix Schoenflies Benjamin auseinandergesetzt. Walter Benjamin war ein deutscher Kulturkritiker, Philosoph und Übersetzer, welcher im Zeitraum von 1892 bis 1940 lebte.[i]
Die Angst vor der Trostlosigkeit des Erwachsenwerdens
Ein junges Mädchen erzählt von ihrem Plan, sich das Leben zu nehmen. Sie wächst in reichen Verhältnissen auf und ist zu allem Überfluss auch noch hochbegabt. Eigentlich könnte man meinen, sie habe die besten Voraussetzungen für ein erfolgreiches und glückliches Leben. Im Falle unserer Protagonistin wirken all diese vermeidlich positiven Grundgegebenheiten jedoch leider nur mit starken Nebenwirkungen.