Von der Kritik zur Evaluation

“Sie [die Bildung] ist zur sozialisierten Halbbildung geworden, der Allgegenwart des entfremdeten Geistes.” [1] Theodor W. Adorno Das Sommersemester 2020 stellt in vielerlei Hinsicht eine Umstellung im Universitätsbetrieb der BRD dar. In Folge des verstärkten Ausbruchs der Corona-Pandemie schließen ab dem 15. März bundesweit Universitätsgebäude; Veranstaltungen finden in Form von Vorlesungsvideos, Zoom-Konferenzen, Online-Chat- oder Online-Aufgaben-Formaten statt.

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Kultur als „Vehikel der Anpassung“ – Ein Blick zurück auf Marcuse mit Gramsci

„Die administrative Aufsaugung der Kultur durch die Zivilisation ist das Ergebnis der etablierten Richtung des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts, der sich ausweitenden Unterwerfung von Mensch und Natur durch die Mächte, die diese Unterwerfung organisieren und den sich erhöhenden Lebensstandard dazu benutzen, ihre Organisation des Kampfes ums Dasein zu verewigen“[ii] Vor dem zeithistorischen Hintergrund der sich anbahnenden, weltweiten Studierendenproteste, die für eine Demokratisierung und Öffnung der Universitäten kämpften, veröffentlichte Herbert Marcuse 1965 den Aufsatz „Remarks on a Redefinition of Culture“[iii], in dem er für die Einrichtung von „Elite“-Universitäten plädiert. Wie Marcuse zu dieser den Forderungen der Studierenden scheinbar widersprechenden Idee kam, soll im Folgenden rekapituliert und mit dem hegemoniekritischen Kulturverständnis Antonio Gramscis konfrontiert werden.   

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Digitalisierung und Universität: Über die Vereinnahmung des Individuums im digitalen Kapitalismus

Die Universität als ein öffentlicher Raum der Lehre und Forschung ist besonders im Jahr 2020 auf digitale Medien angewiesen und somit ein Symbol der digitalisierten Gesellschaft. Die Kritischen Theorien von Herbert Marcuse, Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Erich Fromm befassen sich noch nicht mit der Digitalisierung im heutigen technischen Verlauf, wohl aber beziehen sie sich auf ihre Grundlagen. Die Industrialisierung, welche mit dem späten 19. Jahrhundert begann und im 20. Jahrhundert auch durch die beiden Weltkriege neuen Schwung erhielt, wird von den Philosophen kritisiert. In Tradition dieser Denker soll folgend der Versuch unternommen werden, die Chancen und Risiken der Digitalisierung für Gesellschaft und Individuum zu umreißen.[1]

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Der digitale Freiraum – Digitalisierung und Universität aus der Perspektive einer Kritischen Theorie

Der zunehmende Fokus auf die digitale Lehre an Universitäten kommt meistens einher mit einem impliziten Versprechen von Modernisierung, Effizienz und vor allem Freiheit. Freiheit, auch aus der Ferne auf Information zugreifen zu können, Freiheit, sich den Tag flexibler einteilen zu können und Freiheit von den scheinbar veralteten physischen Einrichtungen der Universität. Während die Digitalisierung auf jeden Fall traditionelle Strukturen destabilisiert und so Grenzen aufhebt, ist es notwendig aufzuzeigen wo diese digitale Freiheit bestehende Problemfelder der Gesellschaft verschlimmert oder neue Schwierigkeiten aufwirft, die bisher weitgehend unbeachtet bleiben.

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Die zunehmende Digitalisierung der universitären Bildung – Chance als auch Gefahr?

„Technische Rationalität heute ist die Rationalität der Herrschaft selbst. Sie ist der Zwangscharakter der sich selbst entfremdeten Gesellschaft.“[1] – Max Horkheimer, Theodor W. Adorno Während der gegenwärtigen Covid-19-Pandemie, fallen angesichts der sozialen Distanz, die gewahrt werden muss, die Begriffe Digitalisierung und Bildung mehr zusammen als ohnehin schon. Die Lehre wurde sowohl in der schulischen als auch in der universitären Bildung in das Digitale verlagert. Deshalb lohnt es sich, die derzeitige und kommende Entwicklung zunehmender Digitalisierung in der Lehre kritisch zu betrachten. Wenn über die Digitalisierung der Bildung gesprochen werden soll, muss der Begriff Bildung erst einmal auf seinen eigentlichen Gehalt hin untersucht werden. Wovon redet man also, wenn man von Bildung spricht?

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Performative Fotografie – Wie die Kunst der Zensur entkam

Der Text von Katalin Cseh-Varga mit dem Titel „Die Kritik der Kamera. Performative Fotografie im Ungarn der Siebzigerjahre“ bildet die Grundlage dieses Essays. Er ist 2019 in Adam Cziraks Werk „Aktionskunst jenseits des Eisernen Vorhangs“ erschienen.[i] Cziraks sammelte für sein Buch Texte, die sich insgesamt mit verschiedenen Formen von künstlerischer Kritik in Zeiten politischer Unterdrückung von Osteuropäer*innen beschäftigen. Das Kapitel von Cseh-Varga handelt von der performativen Fotografie als Mittel zur Kritikausübung, wobei der Fokus auch auf der Diversität der Kritik liegt. Um dies zu verdeutlichen arbeitet sie mit zwei Beispielen: Zum einen beschreibt die Autorin die Fotoserie von László Lakner und dem Fotografen György Gardányi, welche einen ungarischen Arbeiter der Siebzigerjahre in unterschiedlichen Phasen seines Alltages darstellt. Zum anderen beleuchtet sie bestimmte Fotoarbeiten des Künstlers Ákos Birkás.[ii] Anhand dieses Grundlagentextes möchte ich in diesem Essay die Gedanken zur Fotografie als sich auf Diversität berufende Kritikform weiter zuspitzen.

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Kritik zu Hartmut Rosas Kritik der Zeitverhältnisse

In Kritik der Zeitverhältnisse: Beschleunigung und Entfremdung als Schlüsselbegriffe einer erneuerten Sozialkritik beschreibt der deutsche Soziologe und Politikwissenschaftler Hartmut Rosa Soziologie als Gesellschaftskritik. Die Verknüpfung dieser beiden Praxen – Beschleunigung und Entfremdung – in der Gegenwart erläutert Rosa zu Beginn seines Aufsatzes, wobei er auf die Autonomie als „Grundversprechen der Moderne“ [i] eingeht. In weiterer Folge widmet sich Rosa der kritischen Betrachtung der westlichen spätmodernen Gesellschaft und nimmt dabei konkret Bezug auf zwei Phänomene. Einerseits führt ein immerwährender und in allen Ebenen unseres Lebens wahrnehmbarer Wettbewerb zu einer steten Beschleunigung unseres Alltags. Dadurch bedingt entsteht andererseits ein Gefühl der Entfremdung, ausgelöst durch schwindendes Empfinden von Selbstwirksamkeit beziehungsweise durch Kontrollverlust über die eigene Lebensgestaltung.[ii]­

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Seminareindrücke zu: Bloß Kritik? – Diskussionen zur „Universalmethode“ für Forschung und Gesellschaft

Eine kritische Einstellung, das ist es, was gute Forscher*innen und Lehrende benötigen. Was einhellig erscheint, ist jedoch voraussetzungsreich. Was ist eine solch kritische Einstellung? Was kennzeichnet kritische Forschung und was sind etwaige Grenzen dieser? Reicht es gar aus, einfach das Attribut kritisch zu übernehmen? Was meint dieses Attribut überhaupt, ja was ist Kritik?

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Seminareindrücke: „Krisenexperimente. Eine ‚dirty method‘ zwischen Wissenschaft, Kunst und (politischer) Bildung“

Vom morgendlichen Aufstehen über Gespräche mit Freund*innen bis hin zu unserem Kleidungsstil – Routinen prägen unser Alltagshandeln, meist ohne, dass wir es bewusst wahrnehmen. In einer Art Automatismus ziehen so ganze Arbeitstage scheinbar ohne besondere Vorkommnisse an uns vorüber. Der US-amerikanische Soziologe Harold Garfinkel hat sich diesem Phänomen in seinen berühmt gewordenen Studien zu den Routinegrundlagen des Alltagshandelns[i] zugewandt und mit diesen gegen soziologische Perspektiven Stellung bezogen, die den Menschen implizit als urteilsunfähig darstellen.

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