In Kritik der Zeitverhältnisse: Beschleunigung und Entfremdung als Schlüsselbegriffe einer erneuerten Sozialkritik beschreibt der deutsche Soziologe und Politikwissenschaftler Hartmut Rosa Soziologie als Gesellschaftskritik. Die Verknüpfung dieser beiden Praxen – Beschleunigung und Entfremdung – in der Gegenwart erläutert Rosa zu Beginn seines Aufsatzes, wobei er auf die Autonomie als „Grundversprechen der Moderne“ [i] eingeht. In weiterer Folge widmet sich Rosa der kritischen Betrachtung der westlichen spätmodernen Gesellschaft und nimmt dabei konkret Bezug auf zwei Phänomene. Einerseits führt ein immerwährender und in allen Ebenen unseres Lebens wahrnehmbarer Wettbewerb zu einer steten Beschleunigung unseres Alltags. Dadurch bedingt entsteht andererseits ein Gefühl der Entfremdung, ausgelöst durch schwindendes Empfinden von Selbstwirksamkeit beziehungsweise durch Kontrollverlust über die eigene Lebensgestaltung.[ii]
Monat: Juni 2020
Seminareindrücke zu: Bloß Kritik? – Diskussionen zur „Universalmethode“ für Forschung und Gesellschaft
Eine kritische Einstellung, das ist es, was gute Forscher*innen und Lehrende benötigen. Was einhellig erscheint, ist jedoch voraussetzungsreich. Was ist eine solch kritische Einstellung? Was kennzeichnet kritische Forschung und was sind etwaige Grenzen dieser? Reicht es gar aus, einfach das Attribut kritisch zu übernehmen? Was meint dieses Attribut überhaupt, ja was ist Kritik?
Über Tabus der Menstruation in der Gesellschaft
Die menstruierende Frau ist im 21. Jahrhundert kein Tabuthema mehr – so könnte eine These lauten, die wenigstens in Europa mehrheitsfähig erscheint. Menstruationsartikel sind in den neonbeleuchteten Supermarktregalen überall erhältlich, es gibt sie in Automaten am Straßenrand, auf öffentlichen Toiletten. Trotz dieser Offensichtlichkeit des Menstruationsdiskurses, erscheint bei tiefgreifender Analyse sehr wohl noch eine gesellschaftliche Tabuisierung einzusetzen. Verwunderung und Formen der Entrüstung bahnen sich ihren Weg, wenn das sonst unsichtbare sichtbar gemacht wird. Nach wie vor ist die weibliche Menstruation ein Phänomen des Persönlichen. Dieses kann eine bewusste Entscheidung der Frau sein, oder aber ist auf jene Vorurteile, gar Widerstände zurückzuführen, mit denen wir uns konfrontiert sehen, wenn wir uns dazu entscheiden das Blut unserer Körper in die Öffentlichkeit zu tragen. Was aber würde sich zwischenmenschlich verändern, wenn wir mit diesem Normverhalten brechen? Die Aktualität von Vorurteilen, soll im Zuge eines Krisenexperiments erkundet werden, um Strukturen von Normen aufzudecken, welche die Menstruation möglicherweise fortwährend umgeben und sie damit auch in der heutigen Zeit noch zu einem Tabu-Thema machen.