Am Anfang ist da ein Text, aber was ist ein Text? Ein einfaches alltägliches Wort, das sich jedoch einer präzisen und allgemein anerkannten wissenschaftlichen Definition entzieht.[i] Natürlich: Buchstaben, Wörter, Sätze, Abschnitte, Kapitel – aber irgendwie ist ein Text am Ende immer mehr als die Summe seiner Teile. Theoretisch könnte ein Affe, wenn er nur unendlich viel Zeit hätte, zufällig alle Werke der Weltliteratur auf einer Schreibmaschine tippen, so heißt es.[ii] Doch würde diesen Werken tatsächlich die gleiche Qualität inne wohnen? Ist es die Intention, die am Ende aus unendlicher Variation etwas kreiert, das Sinn ergibt und Verstehen fordert?
Monat: Juni 2021
Christa Wolfs „Leibhaftig“ – Gesellschaftskritik mal anders
Der Zugang zum Text: Inwieweit hat meine medizinische Voreingenommenheit mein Leseerlebnis beeinflusst? Ich frage dich: Kann eine examinierte Krankenpflegerin einen solchen Text objektiv lesen? Erst nachdem ich über den geschichtlichen und biographischen Hintergrund des Textes gestolpert bin, begann ich den Text anders zu verstehen oder überhaupt erst zu verstehen. Hier wohl eher Ricœur paraphrasiert[1]. Ich erzähle dir von meiner Reise über das erste Textverständnis hin zu einer eher objektiveren Interpretation. Ganz im Sinne Gadamers hermeneutischem Zirkel. Verstehen ändert und erweitert sich. Ich nehme dich mit auf meine Textreise. Meinst du mir wird dies gelingen?
Christa Wolf – Leibhaftig
Christa Wolf: Leibhaftig, Frankfurt/Main, 2009, S. 53-55 und S. 170-178. Gelesen von Verena Häseler.
Der Drahtseilakt des Genderns – Prolog
In diesem Video erfahrt ihr, wie die Idee zur Gender(n)-Reihe enstand! Stephan Gert von LitosoPHie und Verena Häseler von philosophike sprechen darüber, weshalb sie weiterhin auf gendersensible Sprache achten werden und wieso das ihrer Meinung nach wichtig ist. Auch für weitere spannende und einführende Videos in verschiedene philosophische Strömungen und Epochen lohnt sich ein Blick in den LitosoPHie YouTube-Channel von Stephan mit PH!
Der Drahtseilakt des Genderns – Teil I
Eine wichtige Debatte der letzten Jahre: Die Frage nach der richtigen Art und Weise schriftlich wie auch beim Sprechen zu gendern. Doch gendersensible Sprache, egal ob gesprochen oder geschrieben, ist nicht für alle Menschen gleich leicht umzusetzen. Es bedarf Übung und auch einem gewissen Willen, sich mit der Thematik, um gleichberechtigte und gendersensible Sprache auseinanderzusetzen. Wichtig vorab ist im Rahmen dieser Diskussion, dass auch die allgemein häufig als nicht-gegenderte Sprache betitelte Sprache – also das generische Maskulinum – gegenderter Sprache ist: Wenn das generische Maskulinum verwendet wird, wird nämlich auch gegendert, nur eben in der einen Form. Gegenderte Sprache ist also nicht identisch mit geschlechtergerechter Sprache.
Die Symphonie der Macht
Elias Canettis Hauptwerk „Masse und Macht” aus dem Jahre 1960 ist ein Ergebnis geformt aus Ereignissen und Erfahrungen, die ihn stark beeinflussten. Von 1905 bis 1994 erlebte er zwei Weltkriege, Aufstieg und Fall der Weimarer Republik und überlebte den Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft. Beide Titelbegriffe, also Masse wie auch Macht, spielen tragende Rollen in Canettis Auseinandersetzungen – die Masse, deren mitreißende Wirkung Canetti am eigenen Leib erfahren hatte, und die Macht totalitärer Herrscher, die ihn aus seiner Heimat Österreich fliehen ließ.
Solo oder Dreiklang?
Ein Orchester lebt. Das Miteinander verbindet einzelne Töne zu einer Melodie, einzelne Stimmen zu einer Partitur. Die Musik, die jedes Instrument erzeugt, kann für sich stehen, doch nur im Zusammenspiel wird daraus eine Komposition. Das Orchester illustriert, wie viele Teile ein neues Ganzes ergeben können. Dabei verschwimmen die Unterschiede der Instrumente nicht, sondern kontrastieren sich und verdeutlichen so, dass Ungleichheit nicht Gegensatz bedeuten muss.