Vor zwei Jahren war die Idee des philosophike-Blogs aus einem gemeinsamen Eindruck geboren: Jedes Semester schreiben unzählige Studierende eine Vielzahl von Essays, Rekonstruktionen und Hausarbeiten als Studien- und Prüfungsleistungen, die bis auf die Prüfer*innen niemand liest und die, bis auf den ECTS- oder Notenerwerb, scheinbar nur dazu dienen, digitale (oder teils gar reale) Papierkörbe zuzumüllen. Und dass, obwohl ein nicht unerheblicher Teil der studentischen Nachwuchswissenschaftler*innen schlaue, witzige, relevante und gut zugängliche Text ‚zu Papier‘ bringt und sich darüber hinaus auch noch viel Zeit dafür nimmt. Doch wohin nach dem benoten damit? Ab auf den philosophike-Blog!
Seit dem Start unseres Blogs haben uns Studierende unterschiedlichster Veranstaltungen ihr Vertrauen zur Veröffentlichung ihrer Schriften geschenkt – ein buntes Potpourri an philosophischen Gedanken und Ideen ist so entstanden. Unter diesen finden sich solche, die sich fragen, wie man Arbeit heute noch denken kann, was die Digitalisierung der Universität bedeutet oder wie sich soziale Normen- und Krisenexperimente auf unser Leben auswirken. Sogar eine kleine digitale Tagung zum Thema „Kritische Perspektiven auf eine Universität 4.0“ gab es, auf der Studierende aus drei Seminaren ihre Überlegungen präsentiert haben. (Eine ausführliche Auflistung der bisherigen studentischen Beiträge gibt es unten).
Neben den studentisches-Beiträgen haben sich auch schon graduierte Personen zu aktuellen Themen wie der Corona-Pandemie auf philosophike geäußert. Wir halten es für wichtig, sich positionieren zu können und über verschiedene Standpunkte und Positionen gemeinsam sprechen zu können. Demokratie ist kein Einheitsbrei, sondern lebt von Differenzen, von unterschiedlichen Meinungen und Aushandlungsprozessen. Es lag für uns daher nahe, Stellungbeziehen zum Thema unserer ersten Blog-Reihe zu machen.
Nun ist bereits ein Jahr seit unserem ersten Post vergangen und wir fragen uns: Was lief gut? Was muss verbessert werden? Womit sind wir (un)zufrieden? Wo soll die Reise hingehen? Wir sind ständig bemüht zu eruieren, worin unsere Stärken und Schwächen liegen und wie wir philosophike für die Studierenden und Graduierten sowie für alle interessierten Leser*innen noch anziehender aufstellen können. Deshalb haben wir den heutigen Jahrestag auch zum Anlass genommen, uns über Struktur und Inhalt, Soll und Ist zu besprechen. Dabei sind einige Kleinigkeiten bereits in Änderungen des Blogschemas gemündet – bspw. sind studentische Beiträge nun nicht mehr separat kategorisiert, sondern als solche getaggt. Wir erhoffen uns dadurch eine weitere Abflachung vermeintlicher Hierarchisierung bei gleichzeitig gegebenem Gebot der Achtung jüngerer Semester.
Auch inhaltlich können wir erste Ein- bzw. Ausblicke geben und für 2021 bereits ankündigen, dass es wieder studentische Beiträge zu ‚Krisenexperimenten‘ geben wird, darüber hinaus auch zum Thema ‚Klimawandel‘. Außerdem werden einige studentische Lektüren zu lesen sein und wir werden bei all dem mit den Darstellungsformaten experimentieren. Zudem starten wir unsere neue Blogreihe zum Thema ‚Gender(n)‘. Es geht also bunt weiter.
Euch, liebe Leser*innen, und all den Autor*innen ist es zu verdanken, dass unser Blog einen solch tollen Start hingelegt hat. Wir freuen uns, wenn ihr uns noch eine Weile auf unserer Reise begleitet.
Liebe Grüße
Die Philosophie-Redaktion
Übersicht der bisherigen studentischen Beiträge:
Seminar „Ich arbeite, also bin ich? Eine Philosophie der Arbeit.“ (Dozent Simon Rettenmaier)
- Warum ist es wichtig, Arbeit ‚neu‘ zu denken? (Wolfgang Clausmeyer)
- „It ́s better to burn out, than to fade away“ – Warum akzelerationistische Perspektiven für die Frage nach zukünftiger Arbeit relevant sind (C. Coester)
- Ein Kommentar zur Wissenschaftlichkeit Marx‘ Philosophie (Wolfgang Clausmeyer)
- Über das Recht auf Faulheit: Ein Brief an Paul Lafargue (C. Coester)
- Ein Brief an Paul Lafargue: Über den Aufbruch ins Reich der Freiheit, Teil I und Teil II (Danny Huegelheim)
Seminar „Herbert Marcuse: Aufhebung der Philosophie in eine kritische Theorie der Gesellschaft“ (Dozent Dominik Novkovic)
- Digitalisierung und Universität: Über die Vereinnahmung des Individuums im digitalen Kapitalismus (Alisa Kibry)
- Der digitale Freiraum – Digitalisierung und Universität aus der Perspektive einer Kritischen Theorie (Chineye Hanna Udeani)
- Die zunehmende Digitalisierung der universitären Bildung – Chance als auch Gefahr? (Fynn Lasse Schauder)
- Problemskizze zu einer kritischen Theorie der Digitalisierung (Adrian Stender)
Seminar „Bloß Kritik? – Diskussionen zur „Universalmethode“ für Forschung und Gesellschaft“ (Dozent Frederik Metje)
- Performative Fotografie – Wie die Kunst der Zensur entkam (K. Eilers)
- Kritik zu Hartmut Rosas Kritik der Zeitverhältnisse (M. Miller-Aichholz)
Seminar “Krisenexperimente: Eine dirty method zwischen Wissenschaft, Kunst und (politischer) Bildung.” (Dozent Frederik Metje)
- Über Tabus der Menstruation in der Gesellschaft (A. Andersen, S. Bluhm, S. H. Lehmann, L. Mehner & J. M. Winkelmann)
Seminar „Unbedingte Universität(en). Philosophische Reflexion zur Geschichte, Gegenwart und Zukunftsperspektive einer Institution“ (Dozentin Verena Häseler)
- „Mixed Reality und die Möglichkeiten virtuellen Lehrens und Lernens“ (Hannes Wicke)