Am 16. November 2020, während eines Höhepunkt des „Strajk Kobiet“, des Frauenstreiks in Polen gegen das de facto nahezu vollständige Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen, fand eine Demo in Kassel statt, die wir als feministisches Bündnis gegen das TCLG, eine Gruppe von christlich-fundamentalistischen Lebensschützern, unter dem Motto „Abtreibung legalisieren – Antifeminismus sabotieren“ organisiert hatten[i]. Schon letztes Jahr haben wir uns in diesem Zusammenhang mit der Kritik auseinandergesetzt, dass die ausschließliche Rede von „Frauen“ bei der Forderung nach einer Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, die Realität all jener Menschen ausschließt, die schwanger werden können, sich aber nicht als Frauen identifizieren.
Eine Stellungnahme zum Thema „Stellungbeziehen“
„Stellung“ kommt etymologisch von Stall, was weniger bedeutet, dass es in einer Stellungnahme lediglich darum ginge, den eigenen Stallgeruch in der Welt zu verbreiten, als vielmehr den eigenen Stall-Standpunkt zu bestimmen, was immer mindestens zwei Komponenten beinhaltet: einmal zu klären, wo man steht und zweitens, wie man zu dem steht, wo man steht. Beides gehört unmittelbar zusammen und ist doch zugleich auch wohlunterscheidbar.
Impfstoff gut, alles gut? (Medizin)Ethische Problemkomplexe im Horizont der Corona-Pandemie
Häufig wird davon gesprochen, dass die Diskussion um die Verteilung von Impfstoffen und -dosen (medizin)ethische Probleme aufwirft.[i] Doch was ist eigentlich so problematisch an der Verteilung der Impfstoffdosen?
Digitalisierung und Universität: Über die Vereinnahmung des Individuums im digitalen Kapitalismus
Die Universität als ein öffentlicher Raum der Lehre und Forschung ist besonders im Jahr 2020 auf digitale Medien angewiesen und somit ein Symbol der digitalisierten Gesellschaft. Die Kritischen Theorien von Herbert Marcuse, Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Erich Fromm befassen sich noch nicht mit der Digitalisierung im heutigen technischen Verlauf, wohl aber beziehen sie sich auf ihre Grundlagen. Die Industrialisierung, welche mit dem späten 19. Jahrhundert begann und im 20. Jahrhundert auch durch die beiden Weltkriege neuen Schwung erhielt, wird von den Philosophen kritisiert. In Tradition dieser Denker soll folgend der Versuch unternommen werden, die Chancen und Risiken der Digitalisierung für Gesellschaft und Individuum zu umreißen.[1]
„Feiern wir zusammen?“ Eindrücke zum Stellung beziehen in der Corona-Pandemie
Der jüngste Kursumschwung der Bundes- und Landesregierungen in der Corona-Pandemie führt zum zweiten Shut-Down im Jahr 2020 und beflügelt so eine Diskussion, die sich schwelend bereits seit Wochen in Familien und Freundeskreisen ankündigte – pointiert auf eine Frage gebracht: Feiern wir Weihnachten – wie gewohnt – zusammen?
Der digitale Freiraum – Digitalisierung und Universität aus der Perspektive einer Kritischen Theorie
Der zunehmende Fokus auf die digitale Lehre an Universitäten kommt meistens einher mit einem impliziten Versprechen von Modernisierung, Effizienz und vor allem Freiheit. Freiheit, auch aus der Ferne auf Information zugreifen zu können, Freiheit, sich den Tag flexibler einteilen zu können und Freiheit von den scheinbar veralteten physischen Einrichtungen der Universität. Während die Digitalisierung auf jeden Fall traditionelle Strukturen destabilisiert und so Grenzen aufhebt, ist es notwendig aufzuzeigen wo diese digitale Freiheit bestehende Problemfelder der Gesellschaft verschlimmert oder neue Schwierigkeiten aufwirft, die bisher weitgehend unbeachtet bleiben.
Die zunehmende Digitalisierung der universitären Bildung – Chance als auch Gefahr?
„Technische Rationalität heute ist die Rationalität der Herrschaft selbst. Sie ist der Zwangscharakter der sich selbst entfremdeten Gesellschaft.“[1] – Max Horkheimer, Theodor W. Adorno Während der gegenwärtigen Covid-19-Pandemie, fallen angesichts der sozialen Distanz, die gewahrt werden muss, die Begriffe Digitalisierung und Bildung mehr zusammen als ohnehin schon. Die Lehre wurde sowohl in der schulischen als auch in der universitären Bildung in das Digitale verlagert. Deshalb lohnt es sich, die derzeitige und kommende Entwicklung zunehmender Digitalisierung in der Lehre kritisch zu betrachten. Wenn über die Digitalisierung der Bildung gesprochen werden soll, muss der Begriff Bildung erst einmal auf seinen eigentlichen Gehalt hin untersucht werden. Wovon redet man also, wenn man von Bildung spricht?
Mixed Reality und die Möglichkeiten virtuellen Lehrens und Lernens
„Mixed Reality beschreibt die Kombination aus virtuellen Umgebungen und natürlichen Benutzerschnittstellen. Das Sichtfeld der nutzenden Person wird hierbei über Head Mounted Displays durch Kopfbewegungen gesteuert. Datenhandschuhe ermöglichen die Interaktion mit virtuellen Objekten und omnidirektionale Böden erlauben eine unbegrenzte Fortbewegung durch virtuelle Welten.“[1]
Stellung beziehen, oder: Wider die neoliberale Okkupation der Bildung!
Habe Mut, Dich deines eigenen Verstandes zu bedienen und von der Vernunft öffentlich Gebrauch zu machen! Die Problematik des Stellungbeziehens, so könnte Mensch in Anlehnung an die von Immanuel Kant verkündeten Worte aus seiner legendären Schrift Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung [i] (1783) geneigt sein zu sagen, gehört zum ursprunghaften Kernanliegen einer aufklärerischen Philosophie, die ihr Interesse an politischer Mündigkeit, kollektiver Selbstbestimmung und sozialer Emanzipation öffentlich einklagt und damit die gesellschaftlichen Lebensverhältnisse zum Tanzen bringt. Ein Rückblick auf die philosophischen Klassiker erweist sich als gewinnbringend, um Klarheit darüber zu erlangen, was es mit der Rede vom Stellung beziehen in Zeiten eines weltweit aufblühenden Rechtspopulismus und der neuesten Skandale von Polizeigewalt, Racial Profiling und Rassismus eigentlich auf sich hat und welcher demokratische Gebrauchswert kritischem, eingreifenden Denken zugestanden werden muss.
„Hier stehe ich“, sagt die Stellungnahme, „du kannst mir vertrauen.“
Wer Stellung bezieht, bezieht zwangsläufig Stellung zu etwas. Man positioniert sich in einem Diskurs, bezieht Stellung für ‚eine Seite‘ und dies quasi öffentlich, sich bekennend, eben so, dass andere einordnen können, wozu/wogegen Stellung bezogen/eingenommen wird. Doch was sagt diese Positionierung, die Stellungnahme eigentlich aus? Sie sagt: hier stehe ich.